Ratspräsenzen

„Ratspräsenzen“ - auch "Ratszeichen" genannt - wurden Ratsmitgliedern für ihre Präsenz bei Ratssitzungen ausgehändigt und dienten ursprünglich als „Zahlmittel“ zum Erwerb eines Umtrunks nach getaner Sitzungsarbeit. Andernorts wurden solche Ratspräsenzen bereits lange vor der Zeit der ersten bekannten Aachener Präsenzen geprägt, z.B. in Köln bereits seit 1497. Von Bedeutung ist hierbei allerdings die Aachener Verfassung vom 25. November 1450, die in der Hauptsache die Belange der Ratsherren regelt, aber interessanterweise bereits auch „Rats-präsenzen“ erwähnt. Diese werden sogar im Wert benannt, und mit einem Quart Wein bzw. 8 Marck Aix beziffert. Es sind jedoch keine Ratsprotokolle bekannt, die eine so frühe Ausprägung von derartigen Ratspräsenzen belegen könnten, abgesehen davon, daß keinerlei Belegstücke bekannt sind. Der große Rat der Stadt Aachen umfaßte 129 Ratsherren, der kleine Rat jedoch lediglich 41 Ratsherren. Sollten Ratspräsenzen geprägt worden sein, so wohl nur in sehr geringer Anzahl, da man davon ausgehen kann, daß im Gegensatz zur späteren Entwicklung in der Verwendung der städtischen Ratspräsenzen diese Präsenzen zu Beginn höchstwahrscheinlich tatsächlich nur ihrem eigentlichen Zweck gedient haben: nämlich der Bezahlung eines Umtrunks; die wenigen notwendigen Präsenzen dürften daher stetig zirkuliert sein, da sie lediglich der Abrechnung der Wirte mit der Stadt Aachen gedient haben sollten. Aus Kostengründen und wegen des zunächst wohl geringen Mengenbedarfs ist nicht auszuschließen, daß derartige (Vorläufer von) Ratspräsenzen in Form gedruckter Coupons ausgegeben worden sind und nicht unbedingt als geprägtes Metall.

In der bekannten geschichtlichen Folge ist man dann in Aachen auf die (glorreiche denn gewinnbringende) Idee gekommen, durch Ausprägung von münzähnlichen silbernen „Ratspräsenzen“ einen Gewinn zu erzielen. Dieses Vorgehen machte die kostengünstigere Prägung von Präsenzen in großer Stückzahl nicht nur möglich, sondern sehr attraktiv. Es ist keine andere Stadt bekannt, die letztlich in solch großer Anzahl und Varianz Ratspräsenzen geprägt hat wie Aachen.

 

Diese Prägungen umfassen folgende  Münznummern nach Katalogisierung  Krumbach:

 

201 unbesetzt / Ratspräsenzen von 1597

202 unbesetzt / Ratspräsenze von 1619-1621

203 Ratspräsenze 1622

204 Ratspräsenze 1625

205 unbesetzt / Ratspräsenzen von 1657

206 Ratspräsenze ohne Jahreszahl ( um 1706 )

207 Ratspräsenze 1708

208 Ratspräsenze zu 8 Marck ohne Jahreszahl ( 1713 )

209 Ratspräsenze zu 16 Marck o. Jahreszahl ( 1711 ), Weinschenkin

210 Ratspräsenze zu 16 Marck ohne Jahreszahl ( 1711 ), Krone

211 Ratspräsenze zu 8 Marck 1752

212 Ratspräsenze zu 8 Marck 1753

213 Ratspräsenze zu 16 Marck 1752

214 Ratspräsenze zu 16 Marck 1756

215 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), SEDES

216 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), SEDS

217 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), kl. Altar

218 Ratspräsenze 1750 ( wurde nicht geprägt )

 

"Öcher Suufjrosche"



Frühe Ratspräsenzen ?

 

Die Ausprägung von ihren Stempelbildern nach hochwertigen Kupfer- und Silberprägungen mit "B" bzw. "BB" widerlegt die Annahme der Bedeutung von "B" oder "BB" als Notmünze ( Menadier ) oder Brotmarke ( Krumbach ). 

Auf der mit dem Reichsadler verzierten Silberprägung ist Ferdinand II als Regent geprägt. Seine Regierungszeit war 1619-1634, die Kupfer-prägungen datieren mit 1597 jedoch aus der Regierungszeit Rudolf II 1576-1612; zwischenzeitlich regierte Matthias 1612-1619.

Dies bedeutet zumindest, daß die Buchstabenfolge "BB" über einen Zeitraum von über 20 Jahren eine allgemein bekannte Bedeutung gehabt haben muß.

Aus historischen Quellen ist bekannt, daß Bedienstete der Stadt als Vergütung sogenannte "Bolletten" erhielten, den gleichen Zweck erfüllten die im Jahr 1622 erstmals betitelten "Ratspräsenzen".

Dies legt die Bedeutung dieser Kupfer- und Silberprägungen als frühe Ratspräsenzen nahe. Diese Möglichkeit wird in der Arbeit "Notmünzen, Brotmarken oder die ersten Aachener Ratspräsenzen" detailliert diskutiert.

Diesen Prägungen werden somit versuchsweise die unbesetzten Ordnungsnummern 201, 202 und 205 zugeordnet.



201 Ratspräsenzen 1597

 

201.1 Kupferprägung mit "B", ohne Gegenstempel

201.2 Kupferprägung mit "BB", ohne Gegenstempel

 

z.Zt. keine Abbildung.

Die möglichen Ratspräsenzen entsprechen den mit Adlerstempel gegengestempelten Kupferprägungen mit der Ordnungsnummer 205 (Krumbach 221.1 und 221.2), allerdings ohne Gegenstempel.

In der Literatur findet sich ein Hinweis auf eine nicht gegengestempelte Kupferprägung "B", jedoch ohne Abbildung oder weitere Angaben.

202 Ratspräsenze 1619-1621

202 Diese mögliche Ratspräsenze ist als Silberprägung (AR) nur als Stich von K F Meyer erhalten. Ein Belegexemplar ist derzeit nicht bekannt.

Der früheste Zeitpunkt dieser Prägung ist 1619, also dem Jahr des Amtsantritts von Ferdinand II, spätestens jedoch 1621, da im Jahr 1622 existente Ratspräsenzen ( Krumbach 203 ) geprägt worden sind.

203 Ratspräsenze 1622

Kr 203.2

204 Ratspräsenze 1625

Kr 204.1 var.

205 Ratspräsenzen 1657

mit Adlerwappen gegengestempelte Kupferprägungen von 1597.

Aus archivierten Ratsprotokollen ist zu entnehmen, daß im Jahr 1657 vom Rat der Stadt Aachen Ratspräsenzen beauftragt wurden.

Belegexemplare mit aufgeprägter Jahreszahl sind jedoch nicht bekannt. Es ist dies allerdings dieselbe Zeit wie die Prägung - oder besser gesagt die Überprägung - der sogenannten "Blinden Bauschen".

Wenn die Stadt Aachen in ihrer Finanznot nach dem Stadtbrand vom 02. Mai 1656 noch nicht einmal reguläre Münzen prägen konnte, sondern auf die Überstempelung abgenutzter Münzen angewiesen war, ist im Folgeschluß durchaus anzunehmen, daß die explizite Prägung von neuen Präsenzen nicht angebracht war, sondern auf existente Altpräsenzen zurückgegriffen wurde, eben analog den Blinden Bauschen.

205.1 Kupferprägung mit "B", 1 Gegenstempel Adler

205.2 Kupferprägung mit "BB", 1 Gegenstempel Adler.

Gegenstempel unterschiedlich positioniert.

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205.3 Kupferprägung mit "BB", 2 Gegenstempel Adler

206 Ratspräsenze ohne Jahreszahl ( um 1706 )

Kr 206

 

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207 Ratspräsenze 1708

Stellung der Buchstaben in

SEDES und CVRIA zueinander

 

Kr 207.1

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Stellung der Buchstaben in

SEDES und CVRIA zueinander

 

Kr 207.2

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

Kr 207.3

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

Kr 207.4

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

Kr 207.5

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

Kr 207.6

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

 

 

 

 

 

 

 

207.7,  Avers wie 207.6

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Stellung der Buchstaben in SEDES und CVRIA zueinander

 

 

 

 

 

 

Kr 207.8

Die Vorderseite VS dieser Münze unterscheidet sich von den bei Krumbach abgebildeten sieben VS Varianten deutlich in der versetzten Stellung der Wörter SEDES und CURIA zueinander, mit „S“ oberhalb vor dem „C“. Somit entspricht diese Münze der lt. Krumbach noch nicht aufgefundenen achten VS Variante Krumb. 207.8

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207 nicht editiert, neu: 207.9

Bei dieser Ratspräsenze handelt es sich um eine Stempelkopplung der Vorderseite  von 207.5 sowie der Rückseite von 207.7

Diese bei Krumbach nicht editierte neunte Variante der Ratspräsenze von 1708 erhält folglich die Nummer 207.9

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207 nicht editiert, neu: 207.10

Bei dieser Ratspräsenze handelt es sich um eine Stempelkopplung der Vorderseite  von 207.8 sowie der Rückseite von 207.7

Diese bei Krumbach nicht editierte zehnte Variante der Ratspräsenze von 1708 erhält folglich die Nummer 207.10

208 Ratspräsenze zu 8 Marck ohne Jahreszahl ( 1713 )

Kr 208.1                                       Kr 208.2

Kr 208, gemeinsame Rückseite

209 Ratspräsenze zu 16 Marck ohne Jahreszahl ( 1711 ), Weinschenkin

Kr 209.1                                       Kr 209.2

Stellung der Buchstaben S in SEDIS und A in CVRIA zueinander.

Dieselben Stempel wurden auch in Kr 210.1 und 210.2 benutzt.

Kr 209, gemeinsame Rückseite

Ratspräsenze 1711, Goldabschlag (illustr.)

Auktion Adolph Hess, 01. Mai 1893; Sammlung Carl Farina

#1998, Goldabschlag 16 Marckstück 1711, 11,7g sehr gut erhalten

210 Ratspräsenze zu 16 Marck ohne Jahreszahl ( 1711 ), Krone

Kr 210.1                                       Kr 210.2

Dieselben Stempel wurden auch in Kr 209.1 und 209.2 benutzt.

Kr 210, gemeinsame Rückseite

211 Ratspräsenze zu 8 Marck 1752

Kr 211.1

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Kr 211.2

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Kr 211.3

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Ratspräsenze 1752, Goldabschlag (illustr.)

Auktion Adolph Hess, 01. Mai 1893; Sammlung Carl Farina

#2001, Goldabschlag 8 Marckstück 1752, 3,3g sehr schön

 

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212 Ratspräsenze zu 8 Marck 1753

Kr 212.1

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Kr 212.2

213 Ratspräsenze zu 16 Marck 1752

Kr 213.1

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Kr 213.2

Adler: wie 213.1

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Kr 213.3

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Kr 213.4

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Kr 213.5

Adler: wie 213.4

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Kr 213.6

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Kr 213.7

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Kr 213.8

Krone: wie 213.7

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Kr 213.9

Adler: wie 213.8

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Kr 213.10

Krone: wie 213.9

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Kr 213.11

Krone: wie 213.9

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Kr 213.12

Krone Umschrift: CÆSA statt CÆSAREÆ

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Kr 213.13

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Kr 213.nicht editiert, neu: Kr 213.14

Stempelkopplung aus 213.11 ( Adler ) und 213.4 ( Krone ).

Kr 213.nicht editiert, neu: Kr 213.15

Stempelkopplung aus 213.11 ( Adler ) und 213.13 ( Krone ).

214 Ratspräsenze zu 16 Marck 1756

Kr 214.1

Kr 214.2

215 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), ...SEDES

Umschrift: ... REGNI SEDES

 

Kr 215

216 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), ...SEDS

Umschrift ... REG SEDS

 

Kr 216

217 Ratspräsenze zu 32 Marck ohne Jahreszahl ( 1755 ), kl. Altar

Kr 217.1

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Kr 217.2

Adler: wie 217.1

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Kr 217.3

Adler: wie 217.1

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Kr 217.4

Adler: wie 217.1

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Kr 217.5

Altar: wie 217.4

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Kr 217.6

Adler: wie 217.5

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Kr 217.7

Altar: wie 217.6

218 Ratspräsenze von 1750

Kr 218

Zinnabdruck vom Original-Prägestempel

beschrieben erstmals von Krumbach in:

Reichsstadt Aachen - Probeabschlag eines unbekannten Ratszeichens von 1750

Münstersche Numismatische Zeitung, XV, Nr.2 ( August 1985 )



"Öcher Suufjrosche"

Medaille zur Eröffnung des Ratskellers im Aachener Rathaus im Jahr 1969.

Darstellung einer Ratspräsenz des Jahres 1711 ( Kr 209 ).

Neben der Bronzemedaille wurden in geringer Stückzahl auch silberne Medaillen geprägt.





Kr 211.3