"Blinde Bauschen"

Der Begriff "Blinde Bauschen" wurde von Menadier geprägt und bezeichnet abgegriffene Silbermünzen, die eine Prägung nicht mehr - oder allenfalls bruchstückhaft - erkennen lassen, und mittels Gegen-stempelung neu valuiert wurden. Legte Menadier diese Münzen in die Zeit um 1600, so konnte Krumbach anhand von Exemplaren solcher Münzen zeigen, daß diese Münzen aus der Zeit nach 1630 bis Ende des 17. Jahrhunderts stammen. Somit sind sie deutlich jüngeren Datums als von Menadier vermutet. Die Stempelung der "Blinden Bauschen" fällt somit im wesentlichen in die Regierungszeit von Kaiser Leopold I, in der keine Aachener Silbermünzen geprägt wurden, sondern nur kupferne IIII und XII Heller.

Die Umstände dieser Gegenstempelungen wurden in mehreren ausführlichen Publikationen ausgiebig diskutiert und dargestellt.

 

Diese Prägungen umfassen folgende  Münznummern nach Katalogi-sierung  Krumbach:

 

172 Zwölf Marck

173 Sechs Marck

174 Drei Marck

175 Zwei Marck

176 Eine Marck

 

Die Katalogisierung nach Krumbach ist unzureichend, da sie nicht die verschiedenen Varianten des Adler-Gegenstempels berücksichtigt.

 

Für die "Blinden Bauschen" wurden verschiedene Prägestempel für die Wertzahlen wie auch für die Adlerprägung verwendet. Bei den Adler-stempeln lassen sich 4 Typen unterscheiden, von denen sich 3 stilistisch den 4 Heller-Münzen der Jahrzehnte nach dem Stadtbrand 1656 zuordnen lassen.

Die ersten neuen Silberprägungen nach dem Stadtbrand datieren aus dem Jahr 1707, also erst 51 Jahre später.

Anhand dieser stilistischen Merkmale der Adlerprägungen lassen sich die Varianten der "Blinden Bauschen" zeitlich grob einordnen.

Im Folgenden dargestellt sind Abbildungen von Prägestempeln mit verschiedenen Formen des Stadtadlers, wie sie für die Gegenstempelung der "Blinden Bauschen" verwendet wurden.

Adlerstempel Typ 1

Die Adlerdarstellung mit den nach innen gebogenen Schwanzfedern entspricht den Darstellungen auf den 4 Hellern der Jahre von 1634 bis 1670.

Adlerstempel Typ 1 Variante

Diese Adlerdarstellung umgeben von einem Perlenkranz ist nur von einem Prägestempel bzw. Zinnabschlag bekannt.

Diese Adlerdarstellung ähnelt dem Typ 1 hinsichtlich nach innen gerichteter Schwanzfedern, die Darstellung der Flügel weicht jedoch erheblich von den Darstellungen sowohl der bekannten Gegenstempel Typ 1 bis 4 ab, wie auch von den Darstellungen auf den 4 und 12 Heller Münzen.

Adlerstempel Typ 2

Die Adlerdarstellung entspricht den Darstellungen auf den 4 Hellern der Jahre von 1671 bis 1678.

Adlerstempel Typ 3

Die Adlerdarstellung mit der groben Flügelzeichnung von nur 6 Flügelfedern entspricht den Darstellungen auf den 4 Hellern der Jahre um 1690.

Adlerstempel Typ 4

Für diese Adlerdarstellung mit durchbrochenen Flügeln gibt es keine entsprechende Darstellung bei den 4 Hellern.

Neu ist hier auch die Ortsangabe  AC H

Das Prägebild des Zinnabschlags eines Prägestempels mit Adlermotiv

entspricht keinem der bislang bekannten Adler-Gegenstempel auf den "Blinden Bauschen".

Das klare Prägebild deutet auf einen perfekt erhaltenen Prägestempel hin; vermutlich ist dieser nie zur Prägung genutzt worden.

 

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Das Prägebild des Zinnabschlags eines Prägestempels gleicht in Art und Größe (ca. 11mm) den Wert-Gegenstempeln der "Blinden Bauschen" (Kr 174.0.3), wobei die Wertstufe keine Punkte über der Wertzahl "III" trägt.

Die Wertzahl der meisten der bekannten Bauschen trägt jedoch einen Punkt über der Wertzahl "i", hier zum Vergleich der Wertstempeltyp "iii" von Kr 174.0.1. Die Schreibweise "i" kommt erstmals auf den 4 Heller Münzen von 1658 vor als "iiii".

Das klare Prägebild deutet auf einen perfekt erhaltenen Prägestempel hin; vermutlich ist dieser nie zur Prägung genutzt worden.

 

172 Zwölf Marck

12 Marck, Kr 172.0.1, z.Zt. keine Abbildung

Adlerstempel Typ 1

12 Marck, Kr 172.0.2

Adlerstempel Typ 4

12 Marck, Kr 172.0.2

Adlerstempel Typ 4

Im November 2012 in Aachen aus der Ausstellung in der Kreissparkasse gestohlen.

173 Sechs Marck

6 Marck, Kr 173.0.1

Wertzahl in einfachem Ringelkreis

Adlerstempel Typ 2

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6 Marck, Kr 173.0.2

Wertzahl in doppeltem Ringelkreis

Adlerstempel Typ 1

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6 Marck, Kr 173.0.3

Wertzahl in doppeltem Ringelkreis

Adlerstempel Typ 4

174 Drei Marck

3 Marck, Kr 174.0.1

Wertzahl in Perlenkreis

Adlerstempel Typ 2

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3 Marck, Kr 174.0.1

Wertzahl in Perlenkreis

Adlerstempel Typ 3, unterschiedlicher Prägestempel

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3 Marck , Kr 174.0.2

Wertzahl mit Verziehrung

Adlerstempel Typ 2

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3 Marck, Kr 174.0.3

Wertzahl III in Ringelkreis

Adlerstempel Typ 4

Die erkennbaren Prägereste der ursprünglichen Münze lassen sich einem 3 Marck Stück des Jahres 1619 zuordnen (Kr 130.19).

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3 Marck, Kr nicht editiert, neu: Kr 174.0.4

Wertzahl iii in Ringelkreis

Adlerstempel Typ 4

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175 Zwei Marck

2 Marck, Kr 175.0.1

Anhand der deutlich erkennbaren Jahreszahl "9" auf der Seite mit dem Adlerabschlag und der übrigen Prägereste der ursprünglichen Münze läßt sich diese Blinde Bausche einem 2 Marck Stück des Jahres 1649 zuordnen (Kr 155.49).

2 Marck, Kr 175.0.1

Die Prägereste der ursprünglichen Münze weisen auf ein 2 Marck Stück der Jahre 1639-1646 hin (Kr 153.xx). Die im Feld angebrachte Jahreszahl ist nicht erkennbar, so dass das Prägejahr der ursprünglichen Münze nicht bestimmbar ist.

2 Marck, Kr 175.0.1

Wertzahl in Ringelkreis

Adlerstempel Typ 1

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2 Marck, Kr 175.0.2

Wertzahl in Ringelkreis

Adlerstempel Typ 4

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2 Marck, Kr 175.0.3

Wertzahl in Quadrat

Adlerstempel Typ 2

im November 2012 in Aachen aus der Ausstellung in der Kreissparkasse gestohlen.

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2 Marck, Kr 175.0.NE

Wertzahl in Oktogon

Adlerstempel Typ 2

 

Bei Menadier und Krumbach nicht editiert.

Der Stempel der Wertzahl ist ähnlich ornamentiert wie 174.0.2, jedoch von einem Oktogon aus Kringeln umrahmt statt von einem Kreis.

Die Münze selber ist nicht mehr eindeutig identifizierbar, der lesbare Rest der Umschrift auf der Adlerseite rechts oben (...FER)DINAN(D...) weist auf Ferdinand III hin.  Auf der Wertseite sind links unten von der Umschrift noch die Buchstaben (...R)EG SE(DIS...) erkennbar.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein 2-Marck-Stück entsprechend Krumbach 152. Die Münzen von Ferdinand II wie auch die anderen bekannten Münzen von Ferdinand III tragen den Namen nur abgekürzt als FERD.

176 Eine Marck

1 Marck, Kr 176.0.1a

Adlerstempel Typ 1

Wertzahl in Kreis

Im November 2012 in Aachen aus der Ausstellung in der Kreissparkasse gestohlen.

1 Marck, Kr 176.0.1c

Wertzahl in Kreis

Adlerstempel Typ 2

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1 Marck, Kr 176.0.2

Wertzahl von Ornamenten eingerahmt in Kreis

Adlerstempel Typ 2